HCM 

Bei der Hypertrophen Kardiomyopathie (aus dem Englischen HCM) handelt es sich allgemein gesprochen um eine Verdickung des Herzmuskels. Das Herz kann sich dabei nicht ausreichend mit Blut füllen, was zur Sauerstoffunterversorgung des Organs und somit zum Infarkt führen kann. Durch Klappenfunktionsstörungen kommt es außerdem zu einem Rückstau von Blut in den linken Vorhof und in den Lungenkreislauf, was Flüssigkeitsansammlungen in Lunge und Brusthöhle verursacht. Häufig bilden sich im vergrößerten linken Vorhof zudem Blutgerinnsel, die sich lösen und dann vorzugsweise die Beinartieren der Hinterläufe verschließen können (Thrombose). 

HCM ist die bei (allen!) Katzen am weitesten verbreitete Herzerkrankung und kann primär als Erbkrankheit und sekundär als Folge anderer Krankheiten (gewöhnlich solche, die zu Bluthochdruck führen) auftreten. Leider lässt sich die HCM selten im Anfangsstudium feststellen, weil die Tiere Symptome wie Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Atemnot und Hecheln nach Belastung noch kaum zeigen. Erstes Anzeichen ist meist eher ein vom Tierarzt festgestelltes Herzgeräusch – wobei auch das wiederum nicht alle an HCM erkrankten Tiere haben.

Die Diagnose sowie der Ausschluss einer HCM erfolgen durch eine Echokardiographie (Ultraschalluntersuchung). Diese stellt immer nur eine Momentaufnahme dar – ein negativ geschalltes Tier kann später immer noch herzkrank werden. Katzen in der Zucht sollten daher alle ein bis zwei Jahre von einem spezialisierten Kardiologen geschallt werden.

Primäre HCM beim Coonie wird autosomal dominant vererbt, sprich: Ein einzelnes betroffenes Allel reicht zur Ausprägung der Krankheit aus. Reinerbigkeit, sprich, zwei betroffene Allele, gehen mit einem höheren Schweregrad der Erkrankung einher. 

Es gibt (aktuell zwei populäre) Gentests, die auf bestimmte Mutationen im MYBPC3-Gen testen, die für eine primäre HCM der Maine Coon verantwortlich sein sollen. Wird die Mutation bei einer Maine Coon Katze nachgewiesen, so besteht das hohe Risiko (nicht aber die Garantie), dass sich infolge des resultierenden Proteindefekts eine hypertrophe Kardiomyopathie ausbilden wird. Wird das Tier dagegen negativ (N/N) getestet, so bedeutet das jedoch leider nicht, dass es sicher vor der Erkrankung wäre: Es ist davon auszugehen, dass noch eine Vielzahl weiterer Mutationen mit HCM in Verbindung stehen. Beim Menschen sind davon bereits über 180 nachgewiesen – ein Test auf eine einzelne Mutation hat also keine Aussagekraft darüber, ob nicht vielleicht andere Gendefekte vorliegen. 

HCM ist keine reine Coonie-Krankheit. Die Behauptung, die hypertrophe Kardiomyopathie wäre ein reines Rassekatzen-Problem, ist ebenfalls Blödsinn. Dennoch: Die Erkrankung ist nicht heilbar. Bei frühzeitiger Erkennung kann medikamentös eingewirkt werden – viele Katzen bekommen so noch einige schöne Jahre, doch bei vielen Tieren wird die Diagnose erst gestellt, wenn es zu spät ist. Entsprechend ernst muss die HCM in der Maine Coon Zucht genommen werden!

Manche Züchter entscheiden sich gegen die Gentests, weil die Ergebnisse keinen eindeutigen Ausschluss der Erkrankung ermöglichen. Hierüber lässt sich streiten. Die Elterntiere meiner Katzen haben allesamt den DNA-Test nach Meurs bekommen – vor allem sind sie aber regelmäßig negativ geschallt worden. Ein Maine Coon-Züchter, der seine Zuchttiere nicht im Abstand von ein bis zwei Jahren von einem zertifizierten Kardiologen per Ultraschall auf HCM untersuchen lässt, handelt fahrlässig! 

Ein kleines Problem bei den Ultraschalluntersuchungen: Es dauert meist einige Zeit, bis Zeichen der Erkrankung auf diese Weise feststellbar sind. Angegeben wird je nach Geschlecht des Tieres ein Alter von 2,5 bis 3 Jahren, bis eine HCM sich so manifestiert hat, dass sie im Schall überhaupt erkennbar wird (und dafür braucht es dann auch entsprechend ausgebildete Tierärzte, die die Bildgebung korrekt interpretieren können). Natürlich werden Zuchttiere trotzdem auch vorher (bestenfalls vor ihrem Zuchteinsatz) geschallt, um zu sehen, ob für den Moment alles gut ist. Das ist jedoch leider kein Garant dafür, dass die Tiere in ein paar Jahren nicht doch noch an HCM erkranken. 

Naturgemäß warten die wenigsten Züchter drei Jahre, bis sie mit der ersten Verpaarung loslegen. Aber: Auch hier lässt sich die Spreu vom Weizen trennen. Denn gute Züchter kennen die Linien, mit denen sie arbeiten, und können sich auf die Testergebnisse der Elterntiere ihrer Zuchtkatzen berufen. Und der Generationen davor. Und der davor. Zucht bedeutet, Stammbäume zu studieren und die Genetik eines geplanten Wurfs so gut wie möglich zu erforschen, bevor er fällt!